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Kapitel 17 Mathematik und die Mutter aller Listen
Auf nach Nangiala
Noch viele Jahre nach meinem Schulabschluss hatte ich einen regelmäßigen Albtraum.
Eine Woche noch bis zur Mathematura.
Schweißgebadet wachte ich auf und realisierte,
nein, ich habe einen Vierer, irgendwie ernudelt, es ist vorbei,
nie wieder Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Zwei Tintenfische laufen durch die Wüste, der eine ist rot,
der andere hat vier Arme mehr.
Wie viel wiegt die Palme, wenn es regnet?
Ich habe mein Mathetrauma gelöst, in*** ich aktiv geworden bin,
mich in die Materie hineingearbeitet habe und belohnt wurde.
Daher darf ich Ihnen zum Abschluss nun die revolutionäre,
von mir selbst entworfene Formel präsentieren.
L plus L plus L ist L.
Lesen und Laufen und Listen sind die Lösung.
Sie warten wahrscheinlich noch auf die ultimative Liste,
die bin ich Ihnen noch schuldig.
Das ist eine riskante Sache, denn nun drohe ich doch,
in die Ratgeber-Ecke abzudriften.
Gerne würde ich mich aus dieser Nummer heraus lavieren.
Gerade habe ich nachgelesen, ob das überhaupt das richtige Wort ist.
Lavieren heißt im Zickzack gegen den Wind segeln.
Eigentlich keine schlechte Sache.
Apropos Segeln, wenn wir nicht lesen würden,
dann entgingen uns solche.
Graham Greene
Bald würden wir alle uns selbst überlassen sein.
Das ist so schön, dass ich es kaum ertragen kann
und irgendwie auch eine dystopisch vorausahnende Corona-Beschreibung.
Ich würde Ihnen so gerne etwas sagen wie
finden Sie das doch selbst heraus, was Ihnen wichtig ist.
Aber das wäre feige und das will ich wirklich nicht sein.
Versuchen Sie herauszufinden, was Sie ausmacht.
Sean Penn hat in einem Interview einmal gesagt,
Niemand nimmt sich mehr die Zeit,
zu werden, was er ist.
Bei Edward Estlin Cummings klingt es so.
Niemand, als man selbst zu sein,
in einer Welt, die Tag und Nacht ihr Bestes tut,
um einen zu allen anderen zu machen,
bedeutet die schwerste Schlacht zu kämpfen,
die ein Mensch nur kämpfen kann
und nie mit *** Kämpfen aufzuhören.
Liste der Dinge, auf die es ankommt
und für alle, denen das zu pathetisch ist,
Klugscheißer-Alarm.
1. Geben Sie der Zeit Zeit
Versuchen Sie zu werden, wer Sie sind.
Das können ruhig viele sein.
Wird es uns gelungen sein, in der Zeit des Lockdowns
auf uns selbst draufgekommen zu sein?
Während einer Pan***ie können plötzlich viele
einen großen Teil dessen, was sie ausmacht, nicht mehr machen.
Vielleicht ist aber der eine oder die andere draufgekommen,
dass es nicht das Richtige war, was man glaubte,
als Bestimmung zu haben.
In je*** Fall lohnt es sich, dies immer wieder zu überprüfen.
Mir ist bewusst geworden, dass mich Lesen immer ausgemacht hat
und damit habe ich wieder angefangen.
Ich hatte nie aufgehört, aber so richtig für Stunden in Welten zu verschwinden,
das ist mir in den letzten Jahren selten gelungen.
Wie damals, als ich Astrid Lindgren entdeckte,
wenn ich mit Karlsson über die Dächer flog oder mit Madita litt,
weil sie von einem Seuchen gesprungen war
und gemeinsam mit ihrer Schwester flüsterte,
wie sie sagte,
Du bist bestimmt verdreht, Madita.
Wer niemals nach Nangiala gereist ist, *** kann ich auch nicht helfen.
Lange habe ich überlegt, welche Bücher ich Ihnen empfehlen soll,
aber das ist gar nicht notwendig.
Sie haben sich ja dieses gekauft oder in Ihrem Fall das Hörbuch.
Sie haben Geschmack.
Daher will ich Ihnen nur drei Schreibende herauspicken.
Lesen Sie alles von William Somerset Maugham.
Er hat nicht eine langweilige Zeile geschrieben.
Lassen Sie sich von der verzweifelten, klugen
und personifizierten Schlagfertigkeit Dorothy Parker verzaubern
und hören Sie auf den Schweizer Peter Bixl.
Eine kurze Zwischenliste gefällig?
Hier bitte.
Peter Bixl.
Es geschieht etwas im Kopf beim Lesen,
das nichts zu tun hat mit Inhalt und Information.
Nur wer Lust hat auf das Unverständliche, kann zum Leser werden.
Nur wer Lust auf das Verbotene hat, wird zum Leser,
mit roten Augen und Taschenlager,
Ich mag Übertreibungen nicht, aber ich glaubte, ich las um Leben und Tod.
Jene berühmte Aufgabe im Märchen, wenn es darum geht,
die Prinzessin zum Lachen zu bringen oder zu sterben.
Und der letzte Punkt auf der Liste.
Lesen ist eine Form von Zuhören.
Der Ich-Erzähler in Robertson Davies' Roman Der Fünfte im Spiel
versucht, Bücher an die Front des Ersten Weltkriegs mitzunehmen.
Beim ersten Angriff der Gegenseite muss er diese im Schlamm zurücklassen.
Das Einzige, was ihm bleibt, ist eine Ausgabe des Alten Testaments.
Also liest er diese. Immer und immer wieder.
Und findet Freude daran. Einfach, weil er zumindest weiterlesen kann.
Was für ein Luxus, dass wir auf viel mehr Literatur zurückgreifen können.
Daher lautet Punkt 2 auf der finalen Liste.
Schreiben Sie Listen.
Fangen Sie mit einer Leseliste an und notieren,
wenn Sie jeden Tag einen Gedanken, der Sie erfreut, bestärkt
oder aufs Glatteis geführt hat.
Bei mir war es gerade der Gedanke, dass ich noch so viel zu lesen habe
und dass mich niemand davon abhalten kann.
Vielleicht hat mich die Krise auch zu einer Schrulle gemacht.
Vielleicht war ich es aber eh auch vorher schon.
Charles Darwin schrieb übrigens auch Listen, und zwar Pro- und Kontralisten.
Vor seiner Hochzeit schrieb er zum Beispiel eine, bei der er sich Fragen stellte.
Lohnen sich Kinder?
Oder was mache ich, wenn meiner Frau London nicht gefällt?
Auch hatte er Angst, dass ihn der Familientrubel vom Arbeiten abhalten könnte.
Warum er trotz*** eine Familie gründete?
Wahrscheinlich, weil er nicht allein sein wollte,
abends beim Lesen am Feuer, der gute alte Charles.
Leben wird ja nach vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.
Viele große Entscheidungen werden sehr schnell und unüberlegt getroffen.
Wir sagen dann gerne aus *** Bauch heraus dazu.
Ich habe mir aus einer Laune heraus ein Haus gekauft,
ohne zu überlegen, ob ich Zeit finden würde, dort auch zu sein
und ohne zu wissen, wie ich den Kredit werde zurückzahlen können.
Ich vermute, dass ein Grund ist, warum wir Literatur, Filme, Serien, kurz Geschichten brauchen,
weil sie *** Mysterium von Entscheidungen auf den Grund gehen.
Viele Menschen haben ja auch deswegen Angst davor,
weil jede Entscheidung für etwas oder jemanden,
der naturgemäß auch eine Entscheidung gegen unendlich viele andere Optionen ist.
Walter White aus Breaking Bad ist damit konfrontiert, dass er todkrank ist
und nun will er seiner Familie etwas hinterlassen.
Er trifft sehr rasch eine, nun ja, weitreichende Entscheidung.
Der Rest ist längst Geschichte und ein Epos,
das uns mehr über das Leben lehrt als viele Schuljahre.
Wir schauen, lesen oder hören solche Geschichten
und schaffen es im besten Fall,
durch sie zu Autorinnen unseres eigenen Lebens zu werden.
Zumindest ist das für mich ein wichtiges Ziel,
vom Leser, Hörer, Zuschauer meines Lebens zum Head-Autor
oder im besten Fall zum Showrunner zu werden.
Ich bin übrigens der festen Überzeugung,
dass William Shakespeare, würde er heute leben,
als Showrunner für HBO arbeiten würde.
Von Herodot ist überliefert,
dass die Perser Entscheidungen immer zweimal diskutierten,
bevor sie zu einer finalen Lösung,
eine Lösung fanden.
Einmal nüchtern und einmal betrunken.
Ich finde das sehr gut.
Punkt 3 auf der ultimativen Liste lautet daher,
seien Sie wie die Perser und werden Sie zum Showrunner Ihres Lebens.
Aber dann muss die Entscheidung auch her,
denn merke, wer sich alle Türen offen hält,
wird sein Leben auf *** Gang verbringen.
Punkt 4.
Zum Genuss gehört der Verzicht.
Ich will den Rausch
und die Unvernunft zelebrieren,
aber nicht schwammig und unverlässlich werden.
Also muss beides Platz haben.
Die Nüchternheit kann schon sehr schön sein,
aber das Problem ist,
man wird beim Trinken immer betrunkener,
aber nüchtern halt irgendwann nicht mehr nüchterner.
Und eines gilt aber definitiv.
Das Leben ist zu kurz, um es nicht zu genießen.
Fünftens.
Schaffen Sie sich analoge Rituale.
Das ist mir selbst beim Schreiben dieses Buches so bewusst geworden.
Ich finde, es ist eine sehr gute Idee,
aber ich finde analoge Zonen sehr wichtig.
Mein Schreibtisch ist neuerdings
in zwei strikt getrennte Hälften geteilt.
Analog und digital.
Das führt mich zu einem Frevel.
Ich werde Tokotronik,
deren erstes Album
»Digital ist besser« heißt,
nun ein einziges Mal widersprechen.
Analog ist besser.
Aufstehen, das beste Hemd anziehen
und vor die Tür gehen.
Sechstens.
Vergleichen Sie sich nicht.
Sechstens.
Der Kollege Klaus Eckel hat mir erzählt,
dass er eines Tages das Mittel gefunden hat,
Neid hinter sich zu lassen.
Er sagte,
vergleiche dich nicht mit anderen,
sondern nur mit deinen Möglichkeiten.
Da sei aber sehr kritisch.
Das ist ein sehr gutes Werkzeug,
mit *** wir es selbst in der Hand haben.
Es muss auch nicht alles sofort funktionieren.
Die Philosophin Agnes Callard argumentiert,
wir streben nach Selbsttransformation,
in*** wir uns an den Werten versuchen,
von denen wir hoffen, sie eines Tages zu besitzen.
So wie wir vielleicht eine Pose im Spiegel einnehmen,
bevor wir zu einem Date aufbrechen.
Sie unterscheidet allerdings,
und das halte ich für sehr wesentlich,
zwischen Bestreben und Ehrgeiz.
Bestreben ist lustvoll,
Ehrgeiz ist meistens ein Krampf.
Siebtens.
Nehmen Sie sich nicht so ernst,
die anderen tun es auch nicht.
Sieben ist meine Lieblingszahl,
daher versteckt sich dieser Punkt,
an letzter Stelle.
Ein Beispiel dafür fällt mir ein,
Stevie Wonder hat getwittert,
Trump wählen ist wie mich fragen,
ob ich fahren will.
Und schon Jane Austen wusste,
wozu leben wir denn, wenn nicht,
um unseren Nachbarn zur Belustigung zu dienen
und dafür auch über sie zu lachen.
Alt werden ist mühsam,
aber besser als jung sterben,
ohne selbst Ironie zu altern,
ist gefährlich.
Ich merke, dass ich mich durchs Schreiben
besser kennenlerne,
mir bleibt die Hoffnung,
dass Ihnen dieses Hörbuch
vielleicht ein paar neue Ansichten gebracht hat
und Sie vielleicht für die eine oder andere Sache
ein wenig motiviert hat
oder vielleicht sogar begeistert hat.
Thomas Bernhard sagt,
beim Schreiben geht es immer darum,
ein Ungeheuer zu töten.
Mein Ungeheuer haben Sie gerade gehört,
es war ein langer Weg,
aber er hat mir große Freude gemacht.
Mit 20 wollte ich einen Oscar gewinnen,
ab 40 weiß ich,
dass sich die Wirklichkeit
nicht immer nach *** Tätelagern
und Plänen richtet,
die man für sie macht.
Der Berliner Liedermacher
Fanny van Dannen singt
und jetzt sitze ich wieder im Kinderkino
bei H&M in Berlin
und ich schaue auf die Straße,
da gehen sie alle mit ihren Biografien.
Und alle sind anders
und alle sind gleich.
Wo ist das, was sie suchen?
Ist es noch weit?
Ja, alle sind anders
und alle sind gleich.
Wir sind alle Kunden der Zeit.
Ich habe aufgehört,
nach Antworten zu suchen.
Die passenden Fragen reichen aus
und sind schwer genug zu finden.
Die Kinder helfen mir dabei.
Jeden Tag.
Ich bin ihnen sehr dankbar dafür.
Sie bringen mich zum Lachen
und sie zwingen mich,
hoffnungsvoll zu bleiben.
Außer*** haben sie mir
ein neues Bewusstsein verschafft.
Alles, was ich über Zen-Buddhismus weiß,
habe ich gelernt,
wenn ich es im Grunde eilig hatte,
die Kinder aber andere Pläne verfolgten.
Eine letzte kleine Sublimation,
für meine Töchter in Liebe.
Erstens.
Nein, ich werde es heute nicht
in die Arbeit schaffen.
Mein Kind erzählt gerade
einen seiner genialen Witze.
Ich melde mich gegen Mittag,
wenn es damit fertig ist.
Zweitens.
Der Koch hat Kräuter
auf das Kinderschnitzel getan.
Er hätte auch draufkotzen können.
Drittens.
Ich habe vor,
meiner Tochter die Fingernägel zu schneiden.
Naja, ich fange doch
mit etwas Einfacherem an.
Zweitens.
Ich rasiere,
*** Tiger im Zoo den Sack.
Viertens.
Der Freund meiner Tochter,
er ist vier,
hat ein kleines Pflaster am Finger
und erzählt,
er habe sich geschnitten
und wäre beinahe gestorben.
Er ist schon jetzt ein richtiger Mann.
Auf *** Gang
treffe ich Polly
aus Kapitel 1.
Wir grüßen einander.
Auf ihrem T-Shirt steht
I'm the hero of the story.
I don't need to be a hero.
I don't need to be saved.