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Kapitel 9
Lasset uns den Müßiggang wieder hochleben.
Leidenschaftliches Plädoyer für die 20-Stunden-Woche und das bedingungslose Grundeinkommen.
Ich will den Müßiggang wieder aktivieren.
Das ist die Erleuchtung, das Ziel, der schwarze Gürtel.
Nicht zu verwechseln mit der Prokrastination, mit der ich mich in meinem Programm Goldfisch beschäftigt habe.
Nehmen Sie sich weniger vor, liebe Menschen,
und zwingen Sie sich immer wieder zur Aussage,
ich habe viel Zeit heute, 24 Stunden sind verdammt lange.
Lassen Sie Lücken in Ihrem Tagesplan,
in selbigen spielt sich oft Wesentliches ab.
Wir hetzen von Termin zu Termin, von der Kostümprobe zum Lauftraining und danach zum Markt,
weil man ja noch ein paar Leute für den Abend eingeladen hat,
zum Schlagzeugunterricht der Tochter und dann noch schnell zum Steuerberater,
um kurz vor Feierabend das Auto zu fahren.
Um das Auto noch zum Reifenwechsel zu stellen.
Und wenn wir wieder einmal ein Loch im Tag haben, was machen wir dann?
Anstatt die Stille in uns willkommen zu heißen, machen wir irgendwas,
was uns gerade in die Augen springt.
Bertrand Arthur William Russell war ein britischer Philosoph, Mathematiker und Logiker.
Er unterrichtete unter anderem am Trinity College der Universität Cambridge,
der London School of Economics der Harvard University und der Peking Universität
und war Mitglied der Cambridge University.
Er war Mitglied der Cambridge Apostles.
1950 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
Er schrieb 1935 ein berühmtes Manifest Lob des Müßiggangs.
Ich habe es jetzt wieder gelesen, auch weil ich meinem verstorbenen Großvater so gerne noch gezeigt hätte,
dass mein Studium der Philosophie, eh nur fünf Semester,
genauso wenig umsonst war wie die Schauspielausbildung.
Ein paar Stellen habe ich für Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, herausgeschrieben,
weil ich finde, dass sie immer noch sehr aktuell sind.
Russell
Ich glaube nämlich, dass in der Welt zu viel gearbeitet wird,
dass die Überzeugung, Arbeiten sei an sich schon vortrefflich und eine Tugend,
ungeheuren Schaden anrichtet und es Not täte,
den modernen Industrieländern etwas ganz anderes zu predigen,
als man ihnen bisher immer gepredigt hat.
Allgemein bekannt ist ja die Geschichte von *** Reisenden,
der in Neapel zwölf Bettler in der Sonne liegt,
und *** Faulsten eine Lira schenken wollte.
Elf Bettler sprangen auf und streckten die Hand nach *** Geld aus,
weshalb er sie *** Zwölften gab.
Russell argumentiert weiter, dass er mit seinem Lob des Müßiggangs
natürlich nicht die reichen Großgrundbesitzer meint,
die nichts tun und andere für sich arbeiten lassen.
Russell
Dank der modernen Technik bräuchte heute Freizeit und Muße
in gewissen Grenzen nicht mehr das Vorrecht,
kleiner bevor,
Zug der Gesellschaftsklassen zu sein,
könnte vielmehr mit Recht gleichmäßig
allen Mitgliedern der Gemeinschaft zugutekommen.
Bereits 1935 forderte Russell auf,
vier Stunden täglich zu arbeiten,
um sich dann fit und eifrig *** Müßiggang hingeben zu können.
1935
Sibylle Berg stellt die Diagnose auf ihre Weise aus.
Hey, Sie Mitvierziger, ohne abgeschlossenes Studium.
Eigentlich hat der Markt keine Verwendung für Sie.
Der Kapitalismus, Sie wissen schon.
Weil wir aber noch eine geringe Hoffnung in Ihre Kaufkraft setzen,
tun wir so, als stünden *** Fleißigen alle Türen offen.
Machen Sie Fortbildungskurse.
Bilden Sie sich weiter, aber erhoffen Sie sich nichts davon,
weil Sie sind alt.
Tagebucheintrag, 24. April 2020.
Akte Social Distancing Shaming.
Heute ein Mistzackerl zur Mülltonne.
Am Weg begegnet mir der Fastnachbar.
Ich grüße freundlich, er grüßt fast freundlich,
schaut mich an und sagt, und Mundschutz.
Das ist ihm gleich aufgefallen, dass ich keinen Mundschutz trage,
weil ich in der Früh um halb sieben nicht damit gerechnet habe,
meinem Fastnachbar auf der drei Meter breiten Straße zu begegnen,
die ich überqueren muss, wenn ich den Mist zur Mülltonne bringen will.
Die Menschen verändern sich mit Corona, heißt es.
Dass das Gute aus ihnen herauskommt, heißt es.
Dass sie einander mehr helfen,
zueinander stehen.
Ich habe da so meine Zweifel.
Vernaderungsliste für die nächste Corona-Welle.
Erstens, in den Prater gehen und je*** Jogger
Mörder zurufen.
Zweitens, eine Elterngruppe gründen
und sich über die Lernschwächen der jeweils anderen Kinder austauschen.
Drittens, Autofahrer anhalten
und sich über ihr Reiseziel erkundigen.
Viertens, Protokolle,
kontrollieren, wer wie lange wo auf welcher Parkbank sitzt.
Fünftens, Spähtrupp in Strandbäder entsenden.
Sechstens, Spezialeinheit für Scharnigärten einsetzen.
Siebtens, Spritzenkur mit Desinfektionsmittel in Erwägung ziehen.
Achtens, FPÖ wählen.
Und jetzt, was tun wir weiter?
Jede Krise birgt auch eine Chance, so sagt man.
Nützen wir sie also?
Im Sinne von, packen wir's an?
Fragt man die Alten, so kriegen wir wenig ermutigende Antworten.
Besser wird gar nichts.
Sibylle Berg
Es gibt ja nur noch Oligarchen und die Unterschicht,
die abgelenkt werden will von sich selbst.
Bald wird es nur noch einen Online-Buchverlag geben.
Nur noch ein Imperium, das * verlegt
und Independent-Filme kann sich keiner mehr leisten.
Alles, was wirtschaftlich nicht erfolgreich ist,
wird verschwinden.
Ein paar Milliarden Menschen zu beschäftigen, die sonst durchdrehen,
das ist die Herausforderung der kommenden Jahre.
Wie fast überall haben viele Menschen aus Kunst, Kultur und Unterhaltung
während der Corona-Krise und danach Aufträge und Jobs verloren.
Veranstaltungen wurden abgesagt, Theater blieben geschlossen,
Drehs wurden verschoben oder ganz gecancelt.
Kurzarbeit ist für Freiberufler nicht vorgesehen.
Für Künstlerinnen, *erinnen, Schauspielerinnen
wurde und bleibt es so.
Die Regierung wird mehr und längerfristig helfen müssen,
wenn sie sich auch in Zukunft mit *** Mäntelchen der Kulturnation schmücken will.
Und bitte nageln Sie mich nicht fest,
ich bin kein Mathematiker und auch kein Philosoph,
geschweige denn Politiker, aber ich glaube trotz***,
dass wir es schaffen können, wenn wir uns für ein neues System öffnen.
Ich bin zum Beispiel Fan der 20-Stunden-Woche.
Vier Stunden Arbeit pro Tag sind genug.
Daher mein Loblied auf die Welt.
Die Faulheit?
O ihr Geknechteten, Arbeiterinnen, Angestellte,
Klein-, Mittel- und Großunternehmen,
Oligarchen, Arbeitslosengeldbezieher,
Systemerhalte, Kapitalisten, Kommunisten,
ihr Produzenten, Konsumenten,
jeden Alters und Geschlechts,
O ihr alle,
jetzt ist genug gehackelt.
Von jetzt an zählt die Pause.
Kein Mensch arbeitet acht Stunden am Tag,
konzentriert weder körperlich noch geistig.
Wie Forschungen zeigen, können wir uns nicht länger als zweieinhalb Stunden hochkonzentriert
einem Projekt widmen, den Rest verplempern wir.
Mehr Zeit bedeutet eben nicht gleichzeitig mehr Leistung.
Wir leisten mehr, wenn wir in die Phase der Hochkonzentration Pausen einstreuen.
In drei, vier, maximal fünf Stunden täglich arbeiten wir konzentrierter,
fokussierter, effizienter und organisierter.
Es gibt Betriebe, die eine 30-Stunden-Woche probiert haben
und damit schon ziemlich erfolgreich waren.
Ich lese zum Beispiel im Standard
Vier Tage arbeiten, drei Tage frei.
Das galt für 2300 Angestellte von Microsoft in Japan im August 2018.
Der Konzern wollte testen,
wie sich die Arbeitszeit auf die Produktivität der Mitarbeiter auswirkt.
Das Resultat, die Leistung steigerte sich um fast 40 Prozent,
gemessen am Umsatz pro Kopf verglichen zum Vorjahr.
Es geht sogar noch weiter.
Es gibt eine Studie,
die weist nach, dass Menschen über 40 am produktivsten sind,
wenn sie nur drei Tage pro Woche arbeiten.
Neuseelands Regierungschefin ermunterte in der Corona-Krise Unternehmen,
die Vier-Tage-Woche einzuführen.
Der zusätzliche positive Nebeneffekt ist nämlich auch,
dass durch eine solche Maßnahme die Arbeitslosigkeit sinken würde.
Russell sagt dazu,
vor allem aber wird es wieder Glück und Lebensfreude geben,
statt der nervösen Gereiztheit,
Übermüdung und schlechten Verdauung.
1935 sei gesagt.
Gute Verdauung klingt fantastisch, oder nicht?
Wie soll das gehen, fragen sie jetzt mit Corona und Krise.
Ich behaupte, es geht und genau jetzt.
Fast noch besser als der Plan von der 20-Stunden-Woche
ist nämlich die Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen.
Alle hätten etwas davon.
Leute, das wär's, wenn ich das so salopp sagen darf.
Richard David Precht ist einer der Verfechter dieser Idee.
Der kluge Mann sagte voraus,
dass aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung
bald relativ viele Leute ihre Arbeit verlieren würden
und jene, die noch erwerbstätig seien,
die vielen Arbeitslosen irgendwann nicht mehr finanzieren könnten.
Er sieht das Sozialsystem des 20. Jahrhunderts
durch die Digitalisierung ausgehebelt
und wir müssten uns etwas grundlegend Neues überlegen.
Precht sagte das anno 2018,
als von Corona noch gar nicht die Rede war.
Jetzt haben wir allein in Österreich
mehrere hunderttausende Menschen ohne Arbeit
und es ist absehbar, dass sich Arbeitslosigkeit auf Dauer
nicht mehr über Arbeitslosengeld finanzieren lässt,
sondern dass sozialer Frieden
nur durch ein bedingungsloses Grundeinkommen
garantiert werden kann.
Das Geld dafür käme aus der Wirtschaft
und zwar über eine Mikrosteuer
auf Finanztransaktionen, auf Spekulationen.
Für die Schweiz etwa würden 0,05% Steuer
auf Finanztransaktionen ausreichen,
um ein Grundeinkommen auszuzahlen, rechnet Precht.
Für Deutschland kalkuliert er 0,3 bis 0,4%.
Ich habe keine Zahlen, aber eine ganz klare Vision dazu.
Sie hat mit Menschenwürde zu tun,
mit *** Recht auf Arbeit, mit großen Konzernen,
die richtig Steuern zahlen müssen,
auch für Maschinen und für Roboter
und mit Solidarabgaben ab einem gewissen Vermögen.
Vielleicht ist das eine Erkenntnis,
die sich durch die Pan***ie stärker in den Vordergrund drängt.
Ich weiß es nicht.
Aber ich will,
weil Sie es unbedingt gesagt haben.
Finden Sie das naiv oder taktlos?
Ich lasse Egon Friedell antworten.
Jeder schöpferische Mensch
zeichnet sich dadurch aus,
dass er keinerlei Rücksichten nimmt.
Er spricht unbekümmert
alle Beobachtungen und Entdeckungen aus.
Hamlet und Tasso,
die Genies,
benehmen sich fast ununterbrochen taktlos,
während ihre Gegenspieler,
Polonius und Antonio,
durchaus taktvolle Menschen sind.
In der Tat,
sind denn auch alle großen,
tiefen, neuen Dinge
immer spielend gefunden worden.
So verdanken zum Beispiel
alle praktischen Erfindungen
von der Urzeit angefangen
ihre Entstehung höchst unpraktischen Beschäftigungen.
Das Wurfgeschoss,
der Feuerstein,
der Hammer,
alles dies war anfangs Spielerei.
James Watt beobachtete zum Zeitvertreib
einen summenden Teekessel
und infolgedessen hat die Erdoberfläche
ihr Aussehen gänzlich verändert.
Der ernste Mensch hingegen erreicht
ausnahmslos nicht,
denn die Geheimnisse der Welt
machen es wie die Kinder.
To-Do-Liste
Erstens,
tun Sie Dinge in Echtzeit.
Multitasking ist immer
Qualitätsverlust.
Zweitens,
trinken Sie weiße Korrekturen
und viele Espressi-Suspesi.
Drittens,
singen Sie unter der Dusche
und tanzen Sie alleine im Pyjama.
Schlecht tanzen ist wunderbar,
ich tanze auch auf der Bühne gerne
und immer schlecht.
Eines Tages kam nach einer Show
eine Frau zu mir und sagte,
sie sei mir sehr dankbar,
weil ihr Mann habe mich tanzen gesehen
und ertraue sich jetzt auch wieder.